Wenn niemand an Dich glauben will, glaube an Dich selbst!

Dienstag, 17. Juni 2014

Die bröckelnde Fassade

Trotz oder gerade aufgrund der Krankheit versuchen depressiv erkrankte Menschen nach außen stark zu wirken. Sie sind kontrolliert, diszipliniert, leistungsorientiert, ehrgeizig und wirken oft fröhlich und selbstsicher. Keiner scheint zu merken, dass dies oft nur eine Maske ist.

Doch dieses Bild kann man nicht für ewig aufrecht erhalten. Auch wenn man zunächst selber glaubt so zu sein, wie man sich gibt, merkt man als Betroffener bald, dass das Verhalten nicht die innere Wahrheit widerspiegelt. Man merkt, dass es einen nicht gut geht, dass man keine Kraft mehr hat und immer unsicherer wird.

Aber noch will der Depressive die Fassade aufrecht erhalten. Es würde eh niemand seine Probleme und Ängste verstehen oder ernst nehmen. Selbst wenn die Diagnose Depression bereits festgestellt wurde. Gerade dann will der Betroffene es allen beweisen. Beweisen, dass er nicht krank, sondern normal ist. Dass die Erschöpfung und die Schwierigkeiten nur eine Phase ist, die bald vorüber geht.

Doch wenn es immer schlimmer wird, wenn die Energie fehlt die Fassade aufrechtzuerhalten, können die Menschen in der Umgebung zunehmend die Veränderungen spüren. Die Unsicherheit, Die Ängste, die Trauer, die Verzweiflung lassen sich nicht mehr verstecken – man fühlt sich entblößt. 


Der depressiv Erkrankte hat sich große Mühe gegeben das Bild des gesunden und fröhlichen Menschen zu wahren und ist doch gescheitert. Neben der Erschöpfung und Verunsicherung aufgrund der Krankheit und des andauernden Schauspiels kommen noch Gefühle der Scham und des Versagens auf. Jeder kann nun sehen, was der Erkrankte selber in sich gesehen hat, nämlich den Versager, der sein Leben nicht mehr im Griff hat, der mit dem „normalen“ Leben nicht mehr klar kommt und anders ist als die anderen Menschen um ihn herum.

Nicht nur die Fassade beginnt zu bröckeln, auch die Welt um einem herum geht kaputt. Der Betroffene kann sich nun nicht mehr verstecken. Das soziale sowie berufliche Leben gerät in Gefahr. Denn das veränderte Verhalten aufgrund der heruntergefallenen Maske verändert auch das Verhalten des Umfelds. Selbst wenn einem am Anfang noch Verständnis entgegen gebracht wird, ändert sich im Laufe der Zeit das Verhalten der anderen. Ungeduld und Unverständnis nehmen den Platz ein. Denn sie können das Leiden des Depressiven nicht nachvollziehen. Nur wer selbst Depressionen hat oder hatte, wird die Krankheit richtig verstehen und richtiges Verständnis zeigen können.

Als Betroffener kann man nur hoffen auf Verständnis und Geduld seitens Familie, Freunde, Kollegen und Chef zu stoßen.

Mit professioneller Unterstützung können die Symptomatik gelindert und die Erkrankung behandelt werden. Und wenn man an die richtigen Menschen gerät, wird man mit seinen Höhen und Tiefen, Stärken und Schwächen akzeptiert und gemocht. Das wünsche ich jedem!

Kennt ihr das Gefühl euch hinter einer Maske zu verstecken? Und wie ergeht es euch mit dem "zweiten Gesicht"? 

Montag, 2. Juni 2014

Wir jammern nicht - aber jammern tut gut

Wenn man endlich den Mut aufgebracht hat jemanden von seiner Krankheit zu erzählen, fängt man auch Stück für Stück an aufzulockern und von sich und dem Leben mit der Krankheit zu erzählen. Man traut sich mehr und mehr über seine Probleme und sein Wohlbefinden zu sprechen. Denn der Andere scheint zum Zuhören bereit zu sein. Doch dann kommt irgendwann (mal früher, mal später, mit Glück auch nie) der Punkt, an dem gesagt wird: „Nun hör doch auf zu jammern! Mir geht es auch mal schlecht. Aber quatsche ich dich damit zu?“

Danke, sage ich da nur. Jeder Mensch beschwert sich mal über etwas, auch mal etwas zu viel. Davon ist, meiner Meinung nach, niemand ausgenommen. Und klar geht einem manchmal auf die Nerven, wenn sich jemand unentwegt über Dinge beklagt. Aber so ist das nun mal. Manchmal muss man einfach mal Dampf ablassen oder rumweinen. Das tut einfach gut und ist alle Mal besser als die Sorgen und Probleme runter zu schlucken. Aber wenn man dann von jemanden, den man sich anvertraut hat, z.B. einem Freund oder Familienmitglied, eine solche Abfuhr bekommt, dann ist das ziemlich verletzend. Sich beschweren und sich über etwas beklagen ist ein Geben und Nehmen wie alles andere auch. Jeder sollte über das reden können, was ihm auf dem Herzen liegt, ob positiv oder negativ. Falls man das nicht kann, spricht man mit der falschen Person darüber und sollte sich an jemanden wenden, der nicht nur nehmen sondern auch geben kann. 


Ich selber habe eine wie oben beschriebene Situation erlebt. Ich sprach mit einer langjährigen Freundin über Probleme in meiner Familie und in der Schule, die leider nicht selten waren. Dann unterbrach sie mich und sagte mir ungeduldig: „Das interessiert mich nicht. Du redest so oft von deinen Problemen. Ich will das nicht länger hören!“ Dieses Erlebnis hat mein Vertrauen auch in andere Menschen erschüttert. Es hat lange gedauert, bis ich mich erneut traute mich jemanden anzuvertrauen, speziell beim Thema Depressionen. 

Aber nun bin ich wesentlich offener und habe Menschen um mich herum, die meine Schwächen akzeptieren und sich meine Beschwerden und Probleme anhören. Gerade bei Depressionen ist es wichtig sich mitzuteilen, da man oft das Gefühl hat nicht verstanden zu werden. Nur durch Reden und durch beschreiben der Gefühle kann man anderen begreiflich machen, was man selbst durchmacht. Auch wenn es manchmal nach Jammern klingt, ist es ein wichtiges Ventil und Kommunikationsmittel. 

Wurde euch schon einmal gesagt, dass ihr zu viel jammert und ihr damit aufhören sollt? Wurdet ihr ruppig darauf hingewiesen?

Montag, 26. Mai 2014

Zwei Welten

Wenn man an Depressionen leidet, dann hat man oft das Gefühl in zwei Welten zu leben, die sich stark voneinander unterscheiden.

In einer Welten, in der inneren Welt, geht es um einen selbst. Man ist bemüht sich selber zu finden, Gefühle zu entschlüsseln, sich Gedanken zu machen und gesund zu werden. Man versucht einen Sinn im Leben zu finden und am Leben teil zu haben.

Doch dann ist da noch die zweite Welt. Das Leben in dieser Welt hat oft negativen Einfluss auf das Leben in der ersten Welt. In dieser äußeren Welt wird keine Rücksicht auf den anderen genommen und ist kein Platz für Menschen, die anders denken und fühlen. In der zweiten Welt sind andere Dinge wichtig als das Innere, die Seele, des Menschen. Es sind das Aussehen, das Image und die Leistungen, die diese Welt beherrschen. Da ist es nicht wichtig, wer man ist. Da ist nur wichtig, wer man vorgibt zu sein. Welche Kleidung du trägst, wie viel Geld du verdienst, was du im Leben erreicht hast. Auf den Menschen mit all seinen Facetten, seinen Schwächen und Stärken, seinen Höhen und Tiefen kommt es nicht an. Wenn du nichts hast, bist du niemand. Wenn du ein Niemand bist, bist du nichts wert. 


Der depressiv Erkrankte versucht sich in beiden Welten zu bewegen:  In einer Welt, die ihm gut tut und der anderen, in der er sich eingesperrt fühlt. Er pendelt zwischen den Welten und zahlt immer einen Preis dafür: Erschöpfung, Unsicherheit und Einsamkeit. In der inneren Welt kann er so sein, wie er ist und in der äußeren Welt versucht er so zu sein, wie man ihn haben will. In der einen Welt kann er leben, wie er will und in der anderen funktioniert er, wie er soll.

Das Leben in beiden Welten ist wie das Balancieren auf einem Seil hoch über einem tiefen Abgrund. Ein falscher Schritt und beide Welten kollidieren und tragen großen Schade davon. Aber das Leben in beiden Welten ist auf Dauer zu mühevoll. Solange beide Welten parallel zueinander existieren, kann keines der Leben erfüllend sein. In kleinen Schritten müssen daher beide Welten miteinander vereint werden.

Dieses Zusammenführen der beiden Welten, der inneren und der äußeren Welt, gestaltet sich oft schwer und ist mit Mut und Mühe zu bezahlen. Doch wird sich dieser Einsatz lohnen, wenn dadurch die Zerrissenheit verschwindet. Kein Pendeln mehr, kein funktionieren mehr, einfach Leben.

Habt ihr auch manchmal das Gefühl euch zwischen zwei Welten zu bewegen?

Freitag, 16. Mai 2014

Buchtipp 3: „Depressionen überwinden – Niemals aufgeben!“ von Stiftung Warentest

Das Buch, das ich heute vorstelle, ist ein Ratgeber über Depressionen für Betroffene und Angehörige, herausgegeben von der Stiftung Warentest. Die Autoren Günter Niklewski und Rose Riecke-Niklewski erklären in dem Buch die Krankheit Depression und führen die häufigsten Symptome auf, klären über die Hintergründe und Schweregrade der Depression auf und führen an Themen heran wie Behandlung der Depression mit Medikamenten, Psychotherapie und andere Methoden. Auch gehen die Autoren des Buches auf die Kindheit ein, z.B. wie bereits dort Depressionen entstehen und warum Früherkennung wichtig ist. Zudem geben die Autoren Einblicke in die Aspekte der Depression, die oft in anderen Ratgebern vernachlässigt  werden: Depressionen bei Frauen in verschiedenen Lebensabschnitten, Depressionen bei Männern und im Alter.


Mir selber hat das Buch, als ich es gelesen habe, gute Einblicke in die Depression gegeben. Ich habe einige neue Dinge erfahren, aber auch Dinge gelesen, die ich bereits wusste und meine Erfahrungen bestätigten.  
 
Wie findet ihr das Buch? Konnte es euch weiterhelfen?


Dienstag, 13. Mai 2014

Therapie: Ein Schritt in die richtige Richtung

Warum? 

Als ich das erste Mal gesagt bekommen habe, dass mir eine Therapie gut bekommen würde, war ich geschockt und empört. Ich? Eine Therapie? Warum denn das? Wie kommt man bloß auf diese dämliche Idee? In die Therapie gehen doch nur Leute, die ihr Leben nicht mehr auf die Reihe bekommen. Leute, die wahrscheinlich den ganzen Tag auf den Boden in der Ecke sitzen und sich hin und her wiegen….oder etwa nicht?

Bei den Gedanken eine Therapie zu machen wurde mir sehr unwohl und ich zweifelte an mir und an dem Verstand meiner Freunde und meiner Ärzte, die mir eine Therapie nahe legten. Aber ich ging, trotz meiner Bedenken, in eine ambulante und später sogar in eine stationäre und eine teilstationäre Therapie, da es ja einen Grund für diverse Aussagen zu meiner Gesundheit geben musste. Und tatsächlich waren die Therapien nicht so schlimm, wie ich gedacht habe. Sogar im Gegenteil. Das erste Mal in meinem Leben, ging es wirklich um MICH. Es ging darum, wie es mir geht und warum es mir so geht, was mich beschäftigt und warum es mich beschäftigt. Ich lernte im Laufe der Zeit meine Bedürfnisse wahr und ernst zu nehmen und sie besser durchzusetzen. Ich lernte andere Menschen kennen, die ähnliche Krankheitsbilder und Probleme hatten und ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich und ich nicht alleine mit den Gefühlen der Hilflosigkeit und Scham war.

Ich lernte das alles nicht sofort, denn ich wollte zunächst nicht wahr haben, dass etwas mit mir nicht stimmt. Aber nach und nach, vieles nach längerer Zeit, wurden mir meine Probleme bewusst. Nachdem ich durch die Therapie erkannt hatte, dass es mir nicht gut geht und es in Ordnung ist, nicht in das optimale Bild der Gesellschaft zu passen, konnte ich mich wirklich auf die Therapie konzentrieren und Fortschritte machen. Auch diese waren mit zunächst nicht bewusst. Mit der Zeit sind mir dann aber doch kleine Fortschritte aufgefallen und ich bin stolz, dass ich es so weit geschafft habe. Und ich weiß, dass ich das nicht ohne vernünftige Therapien geschafft hätte. Daher kann ich nur Jedem raten, der bereits weiß, dass er ein psychisches Problem hat oder meint, eins zu haben, sich nicht gegen eine Therapie zu verschließen, auch wenn es zunächst beängstigend und fremd erscheint. Denn nur der, der etwas an seiner Situation ändern will und handelt, kann wirklich etwas ändern.

Die berühmte Couch

Wie?

Es gibt mehrere Therapiearten, die individuell von den Ärzten ausgesucht werden, um eine bestmögliche Behandlung zu gewährleisten. Da Depressionen verschiedene Ursachen haben und noch sehr rätselhaft sind, kann es sein, dass man mehrere Therapien ausprobieren muss, um die Richtige für sich zu finden. Zu schnell mit einer Therapie aufzuhören ist aber nicht sinnvoll, denn oft muss man sich mit seinem Therapeuten erst einspielen und Vertrauen gewinnen, bevor man merklich Fortschritte macht.

Hier nun einige Therapiearten:

Tiefenpsychologie:
In der Tiefenpsychologie liegt der Schwerpunkt auf der Analyse der unbewussten inneren Konflikte, die durch negative Erfahrungen in der Kindheit entstanden sind. Diese Konflikte werden bewusst gemacht und sollen dadurch, dass der Patient sie wiederholt durchlebt, aufgelöst werden. Ziel ist es, die Motive eines Menschen in der Tiefe unterhalb des bewussten Erlebens, Denkens, Fühlens und Verhaltens zu erkennen und zu verstehen. Außerdem wird bei dieser Therapieform auf die aktuellen sozialen Beziehungen eingegangen.

Verhaltenstherapie:
Die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie ist in wissenschaftlichen Untersuchungen bisher am besten belegt. Die Verhaltenstherapie sieht in den depressiven Störungen den Ausdruck fehlgeleiteter Lernprozesse. Fehlende positive Bestärkung führt zu erlernten Ohnmacht und Anpassung und so zu stagnierenden Weiterentwicklung. Die Behandlung in der Verhaltenstherapie sieht einen Aufbau einer geregelteren Tagesstruktur vor, in die bewusst angenehme Aktivitäten, aber auch Pflichten eingebaut werden. Dies hilft den Betroffenen, sich weniger zurückzuziehen und wieder positive Erfahrungen zu machen. Dann ist der Abbau negativer Denkmuster über sich selbst und die Umwelt wichtig. Und anschließend werden die einseitigen Sichtweisen systematisch überprüft und schließlich durch angemessenere, realistischere Denkweisen ersetzt.

Patienten mit Depression haben häufig Schwierigkeiten Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und beizubehalten. Daher üben die Patienten in Rollenspielen, mit anderen in Kontakt zu treten, aber auch, eigene Wünsche und Meinungen selbstsicherer zu vertreten. Am Ende der Therapie geht es dann darum, den Therapieerfolg zu stabilisieren und Strategien zu erlernen, um Rückfällen vorzubeugen bzw. beim ersten Wiederauftreten von Symptomen rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen.

Gruppentherapie:
Bei der Gruppentherapie behandelt der Psychotherapeut die gesamte Gruppe und wendet sich nur in Ausnahmefällen an den Einzelnen. Eine Gruppe besteht idealerweise aus 5 bis 10 Teilnehmern. Es ist wichtig, dass der Patient sich mit der Gruppe austauscht und sich selbst als Teil der Gruppe sieht und über sich und die Gruppe nachdenkt.

Gesprächstherapie:
In der Gesprächstherapie nimmt der Therapeut eine einfühlsame, wertschätzende Haltung ein, die es dem Patienten erleichtern soll, eigene Gefühle, Wünsche und Ziele zu erkennen und selbstbestimmt eine Lösung für seine Schwierigkeiten zu entwickeln. 

(Die Kosten müssen vom Patienten selbst getragen werden.)

Gestalttherapie:
In der Gestalttherapie geht es darum, dass der Patient seine Gefühle und Verhaltensweisen bewusster wahrnimmt. Dabei stehen die Arbeit an konkreten zwischenmenschlichen Situationen und die Beziehung zwischen Therapeut und Patient im Mittelpunkt der Therapie.
(Die Kosten müssen vom Patienten selbst getragen werden.)

Systemische Therapie:
In der systemischen Therapie werden seelische Erkrankungen als Ausdruck von Störungen des jeweiligen Systems (z.B. der Familie, Freunde, Arbeitskollegen) verstanden, in das der Patient eingebettet ist. Der Therapeut hat die Aufgabe, die Sichtweise eines jeden einzelnen herauszufinden und die Konflikte, Gefühle, die Distanz bzw. Nähe sichtbar zu machen. Dieses sichtbar machen soll bewirken, dass sich der Patient mit seinem jeweiligen System (z.B. Familie) austauschen kann und somit die blockierenden Verhaltensmuster unterbrochen werden und ein verbessertes miteinander und eine verbesserte Kommunikation im System erreicht werden.

In der systemischen Therapie sind Ursache und Wirkung unlösbar miteinander verbunden, deshalb werden Änderungen nicht für den Einzelnen angestrebt, sondern für das ganze System des Patienten.

(Die Kosten müssen vom Patienten selbst getragen werden.)

Kunst-, Musik- und Bewegungstherapie:
Auch Kunst-, Musik- und Bewegungstherapien können vielen Betroffenen ergänzend zu Medikation und Psychotherapie helfen. Diese Therapieformen kommen vor allem im Rahmen einer stationären Behandlung zur Anwendung. Indem die Patienten zum Beispiel ein Bild malen, musizieren oder sich zur Musik bewegen, haben sie die Möglichkeit, ihre Gefühle, aber auch innere Bilder und Phantasien kreativ auszudrücken. Dies kann bei der Bewältigung negativer Gefühle oder Traumata helfen und zugleich eigene Ressourcen und positive Gefühle fördern.

(Die Kosten müssen teilweise vom Patienten selbst getragen werden.)

Quellen: http://www.psychologie-info.org, http://www.therapie.de, Buch: Depressionen überwinden von Stiftung Warentest

Wo?

Stationärer Aufenthalt: 
Einen stationären Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik bedeutet, dass sich der Betroffene mindestens 4 Wochen durchgehend in der Klinik aufhält. Dort wird er von Montag bis Freitag mit Therapien und anderen Angeboten versorgt. Am Wochenende gibt es manchmal die Möglichkeit nach Hause zu fahren, was jedoch nicht empfohlen wird, da es eine Genesung verlangsamen kann. Der Patient soll die Zeit nutzen sich auf sich selbst zu konzentrieren und die Sorgen des Alltags zu vergessen.

Bei einem stationären Aufenthalt in einer Klinik gibt es in der Regel ein Mal in der Woche eine Einzeltherapiestunde und mehrere Gruppentherapien. Weiter gehören Bewegung und andere Freizeitaktivitäten wie Musik und Kunst sowie regelmäßige Mahlzeiten zum Programm. Geschlafen wird in der Klinik in Einzelzimmern. Manchmal werden jedoch gezielt mehrere Patienten in einem großen Zimmer untergebracht, was aber oft abhängig von der Krankheit ist.

Ein stationären Aufenthalt ist für diejenigen sinnvoll, die im Alltag nicht mehr zurecht kommen.

Einige Therapien können nur stationär erfolgen.

Teilstationärer Aufenthalt:
Zu dem teilstationären Aufenthalt zählt die Einrichtung der Tagesklinik. Dort finden tagsüber Therapien und Gruppenangebote statt. Der Patient geht von morgens bis nachmittags in die Einrichtung, nimmt Frühstück und Mittagessen zusammen mit anderen Patienten ein. Nach dem Programm hat der Patient noch die Möglichkeit sich um andere Angelegenheiten wie Haushalt und Behördengänge zu kümmern. So verliert er nicht ganz den Bezug zum Alltag.

Im Vordergrund der Einrichtung der Tagesklinik stehen oftmals die Gruppentherapien und –aktivitäten. Es werden, wie im stationären Aufenthalt, Bewegungs- und Ergotherapien sowie Gruppen- und Einzeltherapien angeboten.

Ein teilstationärer Aufenthalt ist für diejenigen sinnvoll, denen es schon besser geht, aber noch etwas Hilfe beim Bewältigen des Alltags benötigen.

Ambulante Therapie:
Bei der ambulanten Therapie trifft sich der Patient in der Regel einmal die Woche mit seinem Therapeuten. Dort werden, je nach Bedarf und Art der Therapie, aktuelle Probleme, Ursachen und Fortschritte besprochen.
 
Diese Art der Therapie ist sinnvoll für diejenigen, die im Alltag wieder besser klar kommen und evtl. wieder arbeiten können.

Wer sich wie und wo therapieren lässt, liegt an jedem selbst und an der Empfehlung des Arztes.

Was für Erfahrungen habt ihr mit Therapien gemacht und welche Therapien waren es?

Freitag, 22. November 2013

Das Stigma Depression

Wenn man an Depressionen leidet und sich dessen bewusst ist, weiß man bereits im ersten Augenblick, dass man es besser für sich behält. Zumindest sollte es keiner außerhalb des Freundeskreises und der Verwandtschaft wissen. In der Gesellschaft ist es heute leider immer noch so, dass das Wort „Depression“ ganz anders wahr genommen wird, als es tatsächlich ist. 

Wer an Depressionen leidet, ist immerzu grundlos traurig, jammert ständig rum, wie grausam die Welt ist, liegt den ganzen Tag faul im Bett herum und bekommt nichts auf die Reihe. Zudem spricht der Depressive andauernd von Selbstmord und will nur Aufmerksamkeit und Mitleid bekommen. 

So oder so ähnlich sieht das allgemeine Bild der Depressiven in den Köpfen der Anderen aus. Dass dieses Bild nicht der Wahrheit entspricht oder einzelne Elemente nur in schwerwiegenden Phasen der Depression auftauchen, weiß keiner. 

Wen wundert es nun, dass man als Betroffener niemanden davon erzählen möchte, obwohl zugleich der Drang sich zu erklären und endlich die Maske des „Alles ist gut!“ abzulegen allgegenwärtig ist.

Doch solange dieses falsche Bild des Depressiven nicht aus den Köpfen der Anderen verschwindet, werden sich Betroffene weiterhin hinter ihrer Maske verstecken müssen.
 
"Zeigt auf mich, denn ich leide an Depressionen"

Aber einen "Ausweg" scheint es heutzutage zu geben: das Burnout-Syndrom.

Viele unter Druck stehenden und unter Stress leidenden Menschen brechen zusammen und bekommen die Diagnose Burnout. Jeder kann diese Diagnose verstehen. Sie bedeutet, dass sich der Mensch viel zu viel zugemutet hat, dass er hart gearbeitet und sich keine Ruhe gegönnt hat. Und nun ist er vor Erschöpfung zusammen gebrochen. Verständlich. 

Jedoch weiß kaum einer, dass 9 von 10 Patienten, die die Diagnose Burnout bekommen, schon vorher an Depressionen litten. 

Burnout ist keine eigene Krankheit. Vielmehr ist es ein Erschöpfungszustand und häufig ein Symptom einer Depression. Dennoch ist ein Burnout sehr ernst zu nehmen.

Doch wer steht öffentlich hinter seiner Depression, wenn er die Möglichkeit zu sagen hat, dass er an Burnout leidet? Es ist viel leichter sich hinter der Diagnose Burnout zu „verstecken“ als die Wahrheit zu sagen, wenn die Wahrheit Depression heißt. Ein Zusammenbruch nach Überarbeitung ist in der Gesellschaft entschuldbar, während eine tiefe Traurigkeit, Antriebslosigkeit und schnelle Erschöpfung ohne ersichtlichen Grund nur „faule Ausreden“ sind. 

Wer öffentlich zu gibt an Depressionen zu leiden, wird häufig argwöhnisch angeschaut. Kaum einer traut dem Depressiven noch irgendetwas zu. Stück für Stück wird er ausgegrenzt, weil man meint, dass der Depressive eh nicht in der Lage ist richtig zu funktionieren und am Leben anderer Teil zu haben. 

Das muss nicht immer so sein. Dennoch bekomme ich häufig den Rat nicht öffentlich über meine Depressionen zu sprechen, besonders nicht im beruflichen Bereich. Mir selber fällt es sehr schwer. Ich möchte immer zu jedem offen und ehrlich sein. Doch weiß ich auch, dass es mir nicht immer gut bekommt, wenn ich immer offen und ehrlich bin. Daher überlege ich mehrmals, wem ich was erzähle und bespreche mich eventuell vorher mit jemandem, um auf der sicheren Seite zu sein.

Betroffene wie Angehörige können nur hoffen, dass es in Zukunft mehr Verständnis für Depressive geben und sich das Verhältnis zu den Betroffenen bessern wird.

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Thema Depression gemacht?